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Künstlerinnen und Migration: Marg Moll, Gertrud Lerbs-Bernecker und Charlotte Pauly
20. Februar um 19:00 - 22:00
Referentin: Dr. Lilia Antipow (HDO)
„Fremd sind wir hier, mehr als man es sich je hätte träumen lassen“. (Gertrud Lerbs-Bernecker)
Die Bildhauerin Margarette (Marg) Moll (1884–1977), eine der Wegbereiterinnen der modernen abstrakten Skulptur in Deutschland und prägende Gestalt der Breslauer Kunstszene der 1920er Jahre, war eine gebürtige Elsässerin. Seit 1905 mit dem Maler Oskar Moll verheiratet, folgte sie diesem 1907 nach Paris, wo beide Schüler von Henri Matisse an dessen Académie Matisse wurden. 1918–1932 in Breslau, wo Oskar Moll ab 1925 als Direktor der Staatlichen Akademie für Kunst und Kunstgewerbe wirkte, fand Marg Moll in diesen, wohl produktivsten Jahren ihres Schaffens zu ihrer eigenen Bildsprache, die u.a. von Constantin Brâncuși und Alexander Archipenko beeinflusst ist. Nach der Schließung der Akademie folgte der Umzug, zuerst nach Düsseldorf, dann nach Berlin. 1937 beschlagnahmten die Nationalsozialisten im Rahmen der Aktion „Entartete Kunst“ u.a. Marg Molls Skulptur „Tänzerin“. Die Malerin und Grafikerin Gertrud Lerbs-Bernecker (1902–1968), die als eine der bedeutendsten deutschen Künstlerinnen der Nachkriegszeit gilt, kam im ostpreußischen Rogehnen (poln. Rogajny) auf die Welt. Als erste Frau erhielt sie an der Kunstakademie Königsberg ein eigenes Atelier. Wolfgang Gurlitt zeigte ihre Werke in seiner Berliner Galerie. 1937 wurden einige ihrer Aquarelle im Rahmen der NS-Aktion „Entartete Kunst“ beschlagnahmt und vernichtet. Die Malerin und Schriftstellerin Dr. Charlotte E. Pauly (1886–1981), in den 1970er Jahren eine „Institution“ in der inoffiziellen Kunst- und Literaturszene der DDR, stammte ursprünglich aus Niederschlesien und machte sich bereits in den 1920er Jahren als Reisegrafikerin und Übersetzerin von Federico García Lorca einen Namen. Noch 1933 Teilnehmerin der Großausstellung in Breslau, wurde Pauly von den Nationalsozialisten aus dem Künstlerbund ausgeschlossen und mit Ausstellungsverbot belegt. Seit 1933 lebte sie im Agnetendorf (Riesengebirge) und gehörte zum engsten Umkreis des Nobelpreisträgers Gerhart Hauptmann, in dessen Auftrag sie auch künstlerische Arbeiten anfertigte.
Der Vortrag setzt sich mit den Lebens- und Karrierewegen von Marg Moll, Gertrud Lerbs-Bernecker und Dr. Charlotte E. Pauly sowie ihren Identitätsentwürfen, Integrationsstrategien und Verarbeitungsformen von Flucht- und Vertreibung in ihrer Kunst auseinander.
Begleitprogramm zur Ausstellung